Review:Lehmann-Wermser, Andreas; Naacke, Susanne; Nonte, Sonja & Ritter, Brigitta (2010). Musisch-kulturelle Bildung an Ganztagsschulen. Empirische Befunde, Chancen und Perspektiven
DOI:
https://doi.org/10.62563/bem.v201156Abstract
In den letzten Jahren steigt die Zahl der Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen vor allem im musisch-kulturellen Bereich stetig an. Nicht nur an ganztägig sondern auch an traditionell halbtägig geführten allgemein bildenden Schulen haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit ein breites Angebot an Nachmittagsaktivitäten zu wählen: Chor, Orchester, Foto-AG, Theatergruppe – die Liste ließe sich fortsetzen. Häufig werden diese Angebote gemeinsam mit außerschulischen Partnerorganisationen konzipiert und realisiert.
Neben Angeboten im Freizeitbereich nehmen allerdings auch die Kooperationen im Pflichtunterricht zu. Ein prominentes und weitverbreitetes Modell sind die so genannten Bläserklassen. Die Schülerinnen und Schüler erlernen im Kontext ihres regulären Musikunterrichts ein Blasinstrument und spielen gemeinsam im Klassenorchester. Der Unterricht auf den Blasinstrumenten findet in Kleingruppen statt und wird von einer Musikschule, einem Verein oder von freiberuflich tätigen Instrumentalpädagogen angeboten.
Gleichzeitig wächst die Anzahl an Schulen, die ein Ganztagesangebot haben. Kooperationen sind hier notwendig und wichtig, da es bei der Idee des ganztägigen Lernens nicht vordergründig darum geht, den Pflichtunterricht zeitlich zu erweitern, sondern die Freizeit der Schülerinnen und Schüler mit ihren schulischen Lernzeiten zu verschränken oder zumindest einen gemeinsamen Ort für Schule und Freizeit zu bieten. Musisch-kulturelle Bildungsangebote spielen hier eine wichtige Rolle.
Bislang gibt es zu diesem Themenfeld umfangreiche Praxiserfahrungen aus Einzelprojekten. Lehrerinnen und Lehrer berichten von organisatorischen, inhaltlichen oder methodisch-didaktischen Möglichkeiten, Chancen und Schwierigkeiten oder entwickeln innovative Unterrichtsideen und -materialien. Klein dimensionierte Studien fokussieren ausgewählte Aspekte, wie etwa die musikalische Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in Kooperationsprojekten (Bähr 2000). Die viel zitierte Langzeitstudie von Bastian et al. beforscht die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler von ausgewählten Berliner Grundschulklassen, die erweiterten Musikunterricht erhalten. Der Fokus der Studie liegt auf so genannten Transfereffekten (Bastian; Kormann; Hafen 2000). Eine groß angelegte Untersuchung, die mit Hilfe empirischer Daten einen mehrperspektivischen Überblick über die Entwicklungen in den beschriebenen Praxisfeldern gibt und umfassend auf Zusammenhänge verweist, gibt es bislang nicht.
Die Studie MUKUS – Musisch-kulturelle Bildung an Ganztagsschulen. Empirische Befunde, Chancen und Perspektiven von Andreas Lehmann-Wermser, Susanne Naacke, Sonja Nonte und Brigitta Ritter schließt daher eine wichtige Lücke in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem wachsenden Praxisfeld.
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