Berufswunsch Musiklehrer/in - Motive und Selbstbild
DOI:
https://doi.org/10.62563/bem.v201038Abstract
Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung steht die Studien- und Berufswahlmotivation angehender Musiklehrerinnen und -lehrer. Die Entscheidung für einen Beruf gründet auf Bewertungsprozessen, die auf einer möglichst optimalen Passung zwischen personalen Eigenschaften und Fähigkeiten und den mit Ausbildung und Beruf antizipierten Anforderungen basiert. So assoziieren auch Lehramtsstudierende Erwartungen, Wünsche und Herausforderungen mit ihrer Berufswahl und treffen Einschätzungen über ihre Fähigkeiten und Kompetenzen. Die berufliche Entscheidung für den Lehrberuf ist seit vielen Jahren Gegenstand von Untersuchungen. Dass die Studien- und Berufswahlmotivation Lehramtsstudierender schulart- und geschlechtsspezifisch differiert, ist bekannt. Es lassen sich aber kaum Aussagen darüber treffen, ob ein bestimmtes Unterrichtsfach bzw. eine Fächerkombination mit einer bestimmten Motivstruktur einhergeht. Vor diesem Hintergrund thematisiert die vorliegende Studie (Gesamtstichprobe N = 1.384) die Berufswahl und das Selbstbild angehender Musiklehrkräfte (n = 53) und stellt einen Vergleich mit Lehramtsstudierenden anderer Fächer bzw. Fächerkombinationen her. Es zeigen sich Unterschiede in einigen Aspekten der Motivstruktur. Die fachbezogene Motivation angehender Musiklehrerinnen und -lehrer im Gesamten differiert nicht von der anderer Lehramtsstudierender. Werden jedoch diejenigen, die Musik als Doppelfach gewählt haben, einzeln betrachtet, so ist deren fachbezogenes Interesse höher. Mit der Wahl von Musik als Fach werden höhere Anforderungen assoziiert als angehende Lehrkräfte anderer Unterrichtsfächer dies in Bezug auf ihre Fächer tun – schließlich ist vor Beginn des Studiums auch ein Eignungstest zu durchlaufen. Möglicherweise spiegeln sich diese Anforderungen auch in der geringeren Bedeutsamkeit der Familienverträglichkeit für die Berufswahl wider. Es besteht ein Wunsch nach polyvalenter Qualifikation: Offensichtlich ist es angehenden Musiklehrkräften wichtig, auch für eine Tätigkeit im außerschulischen Bereich qualifiziert zu sein. Der Wunsch nach einer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die pädagogische Ausrichtung der Motivstruktur, ist mit der aller Lehramtsstudierenden vergleichbar. Eine Charakteristik angehender Musiklehrkräfte ist das Motiv Schülerinnen und Schüler mit besonderen Voraussetzungen zu fördern; dies umfasst sowohl Kinder und Jugendliche mit besonderer Begabung als auch mit schwierigen Bildungsbedingungen. Möglicherweise wird Musik als ein Medium betrachtet, um auf diese Schülerinnen und Schüler eingehen zu können. Eine Differenzierung nach Geschlecht zeigt eine größere Bedeutsamkeit pädagogischer Motive bei weiblichen Musikstudierenden, gleiches gilt für den Wunsch nach einer Integrierbarkeit von Beruf und Familie. In Bezug auf das Selbstbild, beschrieben durch die Selbstwirksamkeitserwartung und den auf Selbsteinschätzung beruhenden sozialen Kompetenzen, gibt es keinerlei Unterschiede zwischen Studierenden mit und ohne Fach Musik. Die Befunde werden mit den wenigen bestehenden Studien und Beschreibungen diskutiert. Insgesamt zeigt sich die Erwartung bestätigt, dass auch bei angehenden Musiklehrerinnen und -lehrern individuelle Interessen und Erwartungen sowie mit Studium und Beruf assoziierte Anforderungen in die Berufswahl einfließen.
Schlagwörter: Berufswahlmotiv, Fachinteresse, Musiklehrkräfte, Selbstbild
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